Im Sattel werden selbst Sänger zu Genossen

Münster  Elke Müller ist der Leuchtturm der Münsterer SPD – im wahrsten Wortsinn. Vor allem an diesem zunächst regnerischen Sonntagvormittag: Im leuchtroten Anorak ist sie zum Volksradfahren angetreten.

Erschöpft, aber überwiegend fröhlich traf die große Teilnehmergruppe der Freiwilligen Feuerwehr Münster am Sonntagmorgen am Startplatz des Volksradfahrens vor dem Münsterer Bahnhof ein. Foto: Klaus Holdefehr

Doch der Farbtupfer kann die Organisatoren der Radtour nicht aufmuntern. Die Stimmung bei den Aktiven vom Verein Radsport 1921 Münster ist verhalten. »Wir werden mit der Teilnehmerzahl kaum an unseren Vorjahresrekord heranreichen«, schätzt einer von ihnen eine gute halbe Stunde vor Ende der Startzeit.
Letzten Endes werden es 412 Teilnehmer gewesen sein, von denen allerdings nur zwölf die schwierige 50-Kilometer-Strecke gewählt haben, die Vorsitzender Willi Braun ausgetüftelt hat.
Wenig Lust auf die schwere Strecke
So wenig nämlich die Startzeit – ab Sonntag früh um acht – mit Genussradfahren zu tun hat, so anstrengend ist die Buckelei, die in den längeren Rundkurs eingebaut ist: von Roßdorf hinauf zum Ober-Ramstädter Stadtteil Eiche, das zieht sich. Und wer dann noch die »Pässe« zwischen Ober-Ramstadt und Groß-Bieberau sowie dem Kühlen Grund und Ober-Klingen bewältigt hat, ist gewiss mit gutem Hunger über die Grillwurst beim Waldfest des Vereins rund ums Ziel im Münsterer Freizeitzentrum hergefallen.
Streckenposten kontrollieren
Dafür wird bei der 20-Kilometer-Familienstrecke sogar auf den eher harmlosen Anstieg zur Moret verzichtet. Auf beiden Strecken sitzen Streckenposten am Kehrpunkt und drücken Stempel auf die Teilnehmer-Kärtchen.
Schließlich könnte bei der entscheidenden Gruppenwertung ja leicht gemogelt werden, und da scheint den Organisatoren Kontrolle schon besser. Während Elke Müller noch Ausschau nach seinen Parteigenossen hält, startet ein kleiner Pulk, der sich im Vorbeifahren per Zuruf als »Kirchenchor« zu erkennen gibt.
Und dann kommen sie, die glorreichen 68 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Münster. »Wir müssen den Pokal vom letzten Jahr verteidigen«, erklärt Feuerwehrsprecher Gerd Girbig. Außerdem sei die Radtour der Abschluss der aktuellen 24-Stunden-Übung. Verständlich, dass die Wehrleute nach so viel Plackerei lieber die kürzere Strecke wählen.
Und Elke Müller? Die entscheidet sich ein paar Minuten später, für den Arbeitergesangverein zu starten – auf die Genossen hat sie vergeblich gewartet.