Freude und Erleichterung waren am Samstagnachmittag in den Gesichtern der aktiven Mitglieder der Feuerwehr Münster zu erkennen. Dafür gab es auch gleich mehrere Gründe, denn am Samstag (24.05.2025) fand der Kreisentscheid der Hessischen Feuerwehr-Leistungsübung statt und damit verbunden auch der Tag der offenen Tür der Feuerwehr Münster.
Bereits ab 6 Uhr morgens fingen die ersten Vorbereitungen an, denn bis zum Beginn der schriftlichen Prüfungen um halb neun musste alles fertig aufgebaut sein. So galt es, den Abtenauer Platz für die Leistungsübung herzurichten, aber auch die Fahrzeuge für die Ausstellung in Position zu bringen, die Stationen der Feuerwehr-Rallye aufzubauen, die Bestuhlung für die Prüfung in der Fahrzeughalle aufzustellen und neben zahlreichen anderen Tätigkeiten vor allem das Essen für die Besucher vorzubereiten.
Um kurz nach neun waren die schriftlichen Prüfungen abgeschlossen. Von jeder Mannschaft mussten sechs Teilnehmer einen Grundfragebogen mit 15 Fragen beantworten und im Anschluss folgten für einige Teilnehmer noch Zusatzfragebögen, um ein persönliches Leistungsabzeichen erwerben zu können.
Erstmals Gefahrgut-Übung bei der Leistungsübung
Dieses Jahr gab es eine Neuerung bei der Leistungsübung, denn zum ersten Mal wurde eine Gefahrgut-Übung durchgeführt. In der Vergangenheit gab es immer Brandangriffsübungen. Als erste Mannschaft ging die Feuerwehr Münster an den Start. Nach einer simulierten Einsatzfahrt gab der Gruppenführer seinen Trupps die vorher festgeschriebenen Befehle, die wortgetreu erfolgen mussten, ebenso die durchgeführten Funkgespräche. Für den ersten Trupp, der bereits mit Atemschutzgeräten ausgerüstet war, galt es ein Feuer zu löschen, damit ein weiterer Trupp die verletzte Person retten konnte. Diese wurde durch eine Übungspuppe dargestellt, die in einer Gefahrstofflache lag. Es war daher noch erforderlich der Puppe eine Jacke auszuziehen und eine Notfall-Dekontamination mittels Abspülens mit Wasser durchzuführen, bevor diese Person an den Rettungsdienst übergeben werden konnte. Nach sechs Minuten und 28 Sekunden konnte der Gruppenführer den Befehl „Übung beendet“ geben und somit lag die Mannschaft aus Münster über eine Minute unter der maximal zulässigen Zeit. Insgesamt schauten fünf Schiedsrichter ganz genau hin, ob alle Handgriffe richtig saßen und auch nichts vergessen wurde.
Am Schluss reichten die erzielten Punkte aus Theorie und Praxis für den 3. Platz der insgesamt zehn angetretenen Mannschaften. Nicht nur, dass die Mannschaft erstmals das Siegertreppchen erreichte, mit ihrer Leistung erreichten sie auch die goldene Leistungsstufe. Die Feuerwehr erhält somit auch einen Geldpreis in Höhe von 125,- Euro, um sich Feuerwehrausrüstung zu beschaffen.
Neben der Mannschaftsleistung erhielten Martin Danz und Leandro Held das eiserne Leistungsabzeichen für die erstmalige Teilnahme. Durch das Bestehen des Zusatzbogens erreichte Michael Fieres das bronzene Abzeichen und André Frank das Abzeichen in Silber. Für die fünfmalige erfolgreiche Teilnahme und das Bestehen des Gold-Zusatzbogens, bekamen Peter Groh, Niclas Lohbeck und Tjark Schoeltzke das goldene Leistungsabzeichen der Stufe 5 verliehen.
Tag der offenen Tür informiert Besucher über Arbeit und Ausrüstung der Brandschützer
Während alle zehn Mannschaften ihre Übungen bis zur Mittagszeit absolvierten, öffnete die Feuerwehr Münster ab 10:00 Uhr wieder ihre Türen und Tore für jedermann, um über ihre Arbeit und Ausrüstung zu informieren. Die Ausrüstung konnte nicht nur betrachtet werden, sondern man konnte sogar in die Fahrzeuge einsteigen und sich die Ausrüstung auch von den zahlreichen Mitgliedern der Einsatzabteilung erklären lassen.
Eine besondere Station war in der Waschhalle vorbereitet. Unter Anleitung von Michael Koepfinger durfte man auch mal die Schutzkleidung anziehen. Erst Hose, dann Jacke, gefolgt von Helm und Sicherheitsgurt. Damit war die Ausrüstung aber noch nicht komplett, es fehlten noch ein Funkgerät und ein Atemschutzgerät, das man mit seinen gut 15 kg auf den Rücken geschnallt bekam. Zu guter Letzt folgte noch eine Sicherheitsleine, ein Schlauchtragekorb mit drei Schläuchen und eine Feuerwehraxt. So mancher Vater fingen jetzt an zu Schnaufen, während die Sprösslinge nebendran standen und sich freuten. Nach den ersten Gehversuchen, um ein Gefühl für die Ausrüstung und dessen Gewicht zu bekommen unterbrach Koepfinger mit den Worten „wenn es brennt, können wir aber nicht so aufrecht gehen, sondern wir gehen im Kriechgang, um besser zu sehen. Wir machen das jetzt mal gemeinsam.“ Für etwa 10 Metern wurde so der Weg zu einer 100 kg schweren Übungspuppe zurückgelegt, die es im nächsten Schritt zu retten galt. „Die Puppe muss jetzt raus, und zwar schnell“ wies Koepfinger an, bevor er zeigte wo sie zu greifen ist. Nach der Rettungsaktion durfte die Ausrüstung wieder abgelegt werden und die Teilnehmer waren oftmals sichtlich erleichtert, dass sie diese Übung so gut absolviert hatten.
Übergaben von Fahrzeugen und neuer Einsatzbekleidung
Zur Mittagszeit versammelten sich die Mitglieder der Feuerwehr Münster hinter dem Feuerwehrhaus. Dort waren auch noch einige Fahrzeuge und Module aufgestellt, die noch in neuem Glanz erstrahlten. Es handelte sich dabei unter anderem um den Gerätewagen Logistik (GW-L KatS) mit seinen drei Wechselmodulen vom Land Hessen, der am 10. Mai von Innenminister Roman Poseck in Wiesbaden übergeben wurde (wir berichteten). Neben diesem stand das neue Mannschaftstransportfahrzeug (MTF), das seit wenigen Tagen in Altheim steht und der neue Kommandowagen (KdoW) des Gemeindebrandinspektors.
Bürgermeister Joachim Schledt hatte die Ehre die beiden zuletzt genannten Fahrzeuge im Gesamtwert von ca. 188.000 Euro an Gemeindebrandinspektor Florian Kisling zu übergeben. Das alte MTF darf somit nach 26 Jahren endlich in den „Ruhestand“ gehen. Der KdoW ist eine Ersatzbeschaffung für das Vorgänger-Fahrzeug aus dem Jahr 2009. Der Richtwert für die Nutzungsdauer eines KdoWs liegt bei 7 Jahren und hat somit auch schon weit mehr als seinem Soll erfüllt.
Der Gesamtwert des Fahrzeugs GW-L KatS, einschließlich seiner drei Module und dem Sonderanhänger Logistik, beträgt 806.000 Euro. Diese Investition wurden komplett vom Land Hessen getragen und belasten somit nicht den Gemeindehaushalt.
Damit diese Fahrzeuge mit ihrer Mannschaft immer den Weg sicher zum Einsatz und wieder nach Hause finden, segnete Pfarrer Alexander Vogel alle drei Fahrzeuge, wie es bei der Feuerwehr zur Tradition gehört.
Nicht nur neue Fahrzeuge gab es am Tag der offenen Tür, auch ein neues Bekleidungskonzept für die Einsatzkräfte wurde vorgestellt. Die Feuerwehr Münster gehört zu den ersten Freiwilligen Feuerwehren in Hessen, die nach der Aufhebung der Bindung an die dunkelblaue Farbe auf neue sandfarbene Waldbranduniform umstellt. Im Landkreis Darmstadt-Dieburg ist die Feuerwehr Münster der Vorreiter mit dieser Farbwahl. Die sandfarbene Bekleidung hat den Vorteil einer geringeren Aufheizung im Sommer, erklärte Florian Kisling bei der Vorstellung.
Die neuen Jacken und Hosen lassen sich fest verbinden, während die Ärmel und Hosenenden verschlossen werden können. Zusammen mit einem Waldbrandhelm, einer Schutzbrille und einem Mundschutz ergibt sich eine komplette Waldbranduniform.
Die neue Bekleidung wird zukünftig auch als Hilfeleistungs-Uniform genutzt und ersetzt die bisherige Uniform, die ohnehin ersetzt werden musste.
Auch bei der Brandschutzbekleidung setzt man auf den sandfarbenen Stoff. Mit dem hochleistungsfähigen Material Polybenzimidazol (PBI) habe man eine langlebige Ausrüstung mit guten mechanischen Schutzeigenschaften, die ein Ausbleichen verhindert und auch nach vielen Waschgängen farbecht bleibt. Dies ist ein wichtiger Aspekt des Hygienekonzepts.
„Mit der neuen Bekleidung führen wir ein „Zwei-Jacken-Konzept“ ein, das bedeutet die Atemschutzgeräteträger bekommen den „Vollschutz“, die übrigen Einsatzkräfte „nur“ die leichte Waldbrandhose, aber zusätzlich die Brandschutzjacke, die auch als Wetterschutz dient“, berichtet Kisling.
Dank einer Unterstützung von ca. 50.000 Euro durch den Verein Münster konnte bereits die erste Charge beschafft und nahezu alle Atemschutzgeräteträger damit ausgestattet werden. Die Beschaffung der kompletten Bekleidung, bestehend aus 160 Jacken und 125 Hosen, beläuft sich auf nahezu 190.000 Euro für alle 80 Feuerwehrkräfte in Münster und im Ortsteil Altheim. Der Beschaffungsprozess erstreckt sich daher über zwei Jahre, um den finalen Ausrüstungsstand zu erreichen und eine einheitliche Farbgebung beider Bekleidungen umzusetzen, erfuhren die Besucher.
Ehrungen und Ernennungen in den Reihen der Feuerwehrleute
Nach den Übergaben folgten noch einige Ehrungen und Ernennungen. So gab es für langjährige Mitarbeit im Katastrophenschutz einige Ehrungen. Für zehnjährigen Dienst verlieh Kreisbrandinspektor Matthias Maurer-Hardt die Katastrophenschutz-Medaille in Bronze an Tobias Griebel, Lukas Jelinek, Marcel Kasza, Benjamin Krauß, Alexander Müller, Sascha Müller, Jan Neuner, Holger Panknin und Tjark Schoeltzke. Die Medaille in Silber wurde an Stefan Hebeling, Oliver Holzbauer, Michael Koepfinger, Thorsten Löbig, Thorsten Scheuermann und Tobias Schiller übergeben. Für stolze 40 Jahre Dienstzeit im Katastrophenschutz wurde Ralf Kaiser mit der Katastrophenschutz-Medaille in Gold ausgezeichnet.
Nach den Wahlen im März folgten die Ernennungen in ihrer Position durch Bürgermeister Joachim Schledt. Zum Gemeindebrandinspektor wurde Florian Kisling ernannt und zu seinem Stellvertreter Andreas Haus. Die Funktion Gemeindejugendfeuerwehrwart bekleidet Lukas Jelinek, Jugendfeuerwehrwart Münster ist Frederick Frühwein und dessen Stellvertreter Marlon Kisling. Zum Jugendfeuerwehrwart in Altheim wurde Marcel Weihert ernannt, mit seiner Stellvertreterin Thekla Hecker. Leiterin der Kinderfeuerwehr bleibt Jessica Krauß.
Bevor der offizielle Teil aber vorbei war, galt es noch zwei Ehrungen vorzunehmen. Mit dem goldenen Brandschutzehrenzeichen am Bande wurde Reimund Nathan für 40 Jahre aktiven Dienst ausgezeichnet. „Eine Ehrung, die seines gleichen sucht“ eröffnete Vorsitzender Stefan Hebeling die Laudatio des nächsten Jubilars. Für herausragende 70 Jahre aktive Zeit in der Feuerwehr Münster wurde das Ehrenvorstandmitglied Helmut Haus geehrt. „Lieber Helmut, eine Auszeichnung kann ich Dir leider nicht mehr überreichen, denn Du hast sie schon alle!“ fügte Hebeling seiner Ansprache hinzu. Mit viel Beifall würdigten die Anwesenden diese besondere Leistung.
Am späten Nachmittag neigte sich der Tag der offenen Tür langsam dem Ende zu und die Erleichterung der erfolgreichen Veranstaltungen war spürbar. Vereinsvorsitzender Hebeling resümierte: „Es war ein toller Tag, der mal wieder das Ehrenamt in unserer Gemeinde in den Fokus gerückt hat. Die Zusammenlegung von Tag der offenen Tür und Leistungsübung war ein voller Erfolg.“ Stellvertretender Gemeindebrandinspektor Andreas Haus bestätigte den Erfolg und bemerkte die hohe Besucherzahl, die das große Interesse der Bevölkerung an der Feuerwehr zeigte.
„Aus den Reihen der Wettkampfmannschaften erhielten wir nur lobenswerte Rückmeldungen, da sie vom großen Publikum zu Höchstleistungen angespornt waren“ freute sich Haus über das Feedback.
Ein besonderer Dank gilt allen Helfern von den Bambinis bis zur Ehren- und Altersabteilung sowie dem Landkreis Darmstadt-Dieburg.







