Parade der Festdamen für Wehrjubel

Münster (mj) – „Stellen Sie sich vor, es brennt und niemand kommt und hilft“ – die Anregung von Bürgermeister Walter Blank, sich dies einmal vor Augen zu führen, war zwar gut, offenbarte aber, dass das eigentlich undenkbar ist.

Zu selbstverständlich betrachten wir mittlerweile das Gut der Freiwilligen Feuerwehr, die seit nunmehr 140 Jahren aus Münster nicht mehr wegzudenken ist.

Mit dem Blick auf 14 Jahrzehnte ließen es sich die Blauröcke zum Wochenende nicht nehmen, dies mit einem großen Jubiläumsabend zu begehen. Zahlreiche Gäste kamen in die Kulturhalle zu dem über dreistündigen Programm, das der Musikverein mit flotten Rhythmen untermalte. Dazu sang die Gruppe „Modern Sound“ des MGV 1845 Münster und die Frauen der TV-Tanzgruppe „Flexible Legs“ zeigten, was mit Talent und Übung alles möglich ist. Die Moderation übernahmen Stefan Hebeling und Stefan Schneider.

„Was für ein stolzes Jubiläum. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen“, sagte Landrat Klaus Peter Schellhaas mit Blick auf das Gründungsjahr 1872. Die Wehr, die derzeit 95 Aktive und die Löschgruppe Altheim umfassen, bezeichnete er als ein „starkes Stück Münster“ und als 140 Jahre gelebte Verantwortung. Laut dem Landrat wäre die Gesellschaft ohne das Ehrenamt nicht überlebensfähig. Auch wenn Schellhaas dies auf alle Vereine bezog, setzte er die Feuwehr noch ein Stückchen drüber: „Hier ist man an 365 Tagen und 24 Stunden bereit ins Feuer zu gehen und eventuell das eigene Leben zu gefährden.“ Kreisbrandinspektor Ralph Stühling erinnerte daran, dass die Leistungsgrenze der Wehren erreicht ist. Damit meinte er nicht die Technik, sondern die Herausforderung, körperlich geeignetes Personal zu finden. Das Gemeinwesen forderte er auf, die Feuerwehr bestmöglich zu unterstützen. Die dürfe nicht zum Bittsteller werden.

Gemeindebrandinspektor Florian Kisling und Volker Gilbert hatten eine Präsentation vorbereitet, die einen informativen und dennoch kurzweiligen Blick auf die letzten 140 Jahre warf. In einem Abschnitt wurde an die bisher größten Einsätze erinnert, darunter den Hochhausbrand 1985 in der Goethestraße, bei dem ein Toter sowie zahlreiche Verletzte, auch unter den Kameraden, zu beklagen waren. Pfarrer Bernhard Schüpke rief den Feuerwehrgrundsatz „Gott zur Ehr – dem Nächsten zur Wehr“ vor Augen, während Erika Matheis die Grüße der Ortsvereine überbrachte. Eine besonders attraktive Unterstützung für das Jubiläumsjahr gibt es von den elf jungen Festdamen, die am Samstagabend ihre Schärpen erhielten.

Zum Jubiläumsabend gehörten nicht zuletzt 31 Beförderungen sowie die Ehrung langjähriger Mitglieder. Der besondere Dank ging hier an Heinz Heckwolf und Robert Löbig (40 Jahre aktiv bzw. vormals aktiv), Manfred Girbig, Günter Keil, Bernhard Oestreicher und Walter Schledt (50 Jahre passiv) sowie Erich Ullmann (60 Jahre passiv). Freuen durfte sich auch Ehrengemeindebrandinspektor Franz Orth: Mit dem silbernen Brandschutzehrenzeichen am Bande erfuhr der 62-Jährige eine weitere hohe Anerkennung. Nachdem es bei der akademischen Feier eher sachlich zuging, dürfte das lange Festwochenende (15. bis 18. Juni) mit viel Musik und Party ausgelassener werden. Dann gilt es auch zu beweisen, dass der Landrat recht hatte: Denn der sagte in seiner Rede, dass er wisse, dass Münster feiern kann.