Münsters Feuerwehrsprecher im Interview

Mit Waldbränden hat die Münsterer Feuerwehr in den vergangenen Jahren leidvolle Erfahrungen gemacht. Ein Interview mit ihrem Sprecher über aktuelle Gefahren, die Ausstattung der Wehr und das richtige Verhalten der Bürger.


Münster – Wegen der anhaltenden Trockenheit ist vor allem in Südhessen die Waldbrandgefahr hoch, teilt das Umweltministerium in Wiesbaden mit. Eine offizielle Alarmstufe wurde bis Freitag zwar noch nicht aufgerufen, aber das scheint nur eine Frage der Zeit. Laut Umweltbundesamt steigt das Waldbrandrisiko in Deutschland in den nächsten Jahren weiter. Hauptgründe sind die geringeren Niederschlage und die höheren Temperaturen. In Münster ist diese Prognose besonders heikel, denn rund um das ehemalige Munitionsdepot Muna ist der Wald noch immer mit Kampfmitteln verseucht. 2019 und 2022 gab es hier bereits Großbrände. Ein Gespräch mit Michael Sühl, Pressesprecher der Münsterer Feuerwehr.


„Sommer pur“ oder „schönstes Wetter“ – platzt Ihnen der Kragen, wenn Sie solche Formulierungen im Wetterbericht hören?


Ich empfinde den Sommer immer als eine schöne Jahreszeit, da man viele Möglichkeiten hat, etwas draußen zu unternehmen, vor allem auch mit der Familie.


Die Waldbrandgefahr ist auch in Münster konkret dieser Tage. Sitzen Sie und Ihre Kameraden quasi auf gepackten Koffern, weil sie Tag und Nacht damit rechnen müssen, alarmiert zu werden?


Unabhängig von der Waldbrandgefahr sind wir immer Tag und Nacht bereit, um zu helfen. Gerade in der vergangenen Woche wurden wir zu über 30 Einsätzen gerufen, natürlich auch bedingt durch das Unwetter. Wir müssen somit jederzeit damit rechnen, alarmiert zu werden, haben uns aber auf die Gefahr von Waldbränden schon vorbereitet.


Wird die Angst vor Waldbränden angesichts des Klimawandels zum Dauerbegleiter?


Der Klimawandel beschäftigt uns alle in den unterschiedlichsten Bereichen. Bezogen auf die Waldbrände steigt leider die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese ereignen. Von einer Angst kann hier aber nicht gesprochen werden, sondern man muss sich einfach darauf einstellen, dass solche Einsätze öfter vorkommen können.


Müssen die Feuerwehren technisch und personell besser ausgestattet werden angesichts dieser Entwicklung?


Allgemein kann man schon sagen, dass die Feuerwehren sich für Waldbrände etwas anders aufstellen sollten. Gerade bei Waldbränden haben wir in der Regel Außentemperaturen von über 30 Grad. Hier empfiehlt sich das Tragen einer dünneren und leichteren Schutzkleidung, um die körperliche Belastung für die Feuerwehrleute bei diesen Extrembedingungen zu reduzieren. Aber auch der Einsatz von anderem Material ist zu empfehlen, damit beispielsweise nicht schwere Schläuche durch den Wald gezogen werden müssen. Die Feuerwehr Münster hat in den vergangenen Jahren bereits einige Dinge beschafft, die uns bei diesen Einsätzen hilfreich sind. Hierzu zählen unter anderem Kreisregner, Löschrucksäcke und diverse Werkzeuge.


Am Montag dieser Woche haben Sie mit den Münsterer Kreisregnern die Feuerwehren bei der Bekämpfung des Großbrandes im Taunus unterstützt. Was macht diese Geräte so besonders?


Die größte Gefahr bei Waldbränden ist die Ausbreitung des Brandes. Es wird somit versucht, diese Ausbreitung eines Brandes zu verhindern. Hierfür eignen sich die Kreisregner ganz besonders, da sie durch ihre Wurfweite in einem Radius von 20 Metern gefährdete Flächen nass halten können. Mit dem Einsatz von mehreren Kreisregnern hintereinander kann somit Tag und Nacht eine Schneise nass gehalten werden, und das ganz ohne nach dem Aufbau weiteres Personal zu binden. Wir haben uns die Kreisregner nach dem großen Waldbrand von 2019 angeschafft. Letztes Jahr beim Waldbrand hat dann auch der Landkreis noch kurzfristig Kreisregner beschafft, die auch eingesetzt wurden und nun bei drei Feuerwehren im Landkreis stationiert sind.


Bei den Muna-Waldbränden 2019 und 2022 haben die Feuerwehren auf munitionsverseuchtem Gebiet großartige Arbeit geleistet. Gibt es dennoch Dinge, die sie beim nächsten Mal anders oder besser machen würden?


Die Situationen und Umstände sind bei jedem Brand immer etwas unterschiedlich. Daher ist es schwer zu sagen, was man besser machen sollte. Entscheidend ist aus meiner Sicht, dass wir grundsätzlich auf Waldbrände gut vorbereitet sind. In unserer Ausbildung gehen wir noch intensiver auf solche Einsatzlagen ein und haben auch jüngst mit der Feuerwehr Dieburg zusammen an einer Schulung für Vegetationsbrandbekämpfung teilgenommen.


Müsste der Bund die Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg nicht viel schneller beseitigen?


Meines Wissens nach hat der Bund bereits an vielen Stellen im Wald die Kampfmittel beseitigen lassen. Die Räumung der Kampfmittel gilt leider nur bis zu einer bestimmten Tiefe, das bedeutet, was nach dem aktuellen Stand der Technik gefunden werden konnte. Gerade aber durch umgefallene Bäume nach Stürmen, wenn der Wurzelteller den Boden geöffnet hat, kann es vorkommen, dass altes Kampfmittel wieder an die Oberfläche gelangt. Wir kennen die Gefahr dieser alten Kampfmittel in unserem Wald und achten ganz besonders auf die Sicherheit der Einsatzkräfte.


Brandstifter kann man schwer aufhalten. Aber welchen Wunsch haben Sie an die Bürger, wenn diese in Wald und Flur unterwegs sind?


Die Bürger sollten sich der Waldbrandgefahren bei diesen Temperaturen bewusst sein. Zur Vorbeugung von Bränden ist zu sagen, dass in Wäldern Rauchverbot gilt und dieses unbedingt eingehalten werden soll. Wenn man merkt, dass sich irgendwo etwas entzündet hat, sollte man versuchen, es zu löschen, aber nur, wenn für einen selbst dabei keine Gefahr besteht. Brände und Rauchentwicklungen bitte schnellstens über den Notruf 112 melden. Ist es irgendwo zu einem Waldbrand gekommen, ist meine Bitte an die Bürger fernzubleiben, um sich zum einen nicht selbst zu gefährden oder zum anderen uns bei unserer Arbeit zu behindern. Waldwege und Einfahrten zu Waldwegen sollen bitte stets freigehalten werden und nicht durch Fahrzeuge zugeparkt werden. Teilweise legen wir bei Waldbränden auch bewusst Verkehrsleitkegel an die Wegesränder, um den Einsatzkräften die Fahrtwege anzuzeigen. Diese sollen bitte unbedingt so liegen bleiben, denn wenn die Fahrzeuge plötzlich falsch fahren, kann das zu einem großen Chaos führen. Abschließend möchte ich mich aber auch für die großartige Unterstützung unserer Bürger bedanken, die wir in den vergangenen Jahren erfahren durften.


Das Gespräch führte Ralf Enders


Quelle: Offenbach-Post vom 17.06.2023

Bild: 5vision