Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Münster ist eng mit der Entwicklung der Gemeinde Münster verknüpft. Bis Mitte des vorletzten Jahrhunderts gab es in Münster keine Wehr. Die Bürger konnten im Brandfall nicht auf schnelle Hilfe hoffen. Während der Amtszeit von Bürgermeister Mathias Roßkopf wurde in Münster dann die erste Freiwillige Feuerwehr gegründet.
Anlaß waren wohl zwei Großbrände, die 1868 in Münster und 1869 in Dieburg erheblichen Schaden angerichtet hatten. In Münster hatte es sogar Tote und Verletzte gegeben, als am Abend des 10. September 1868 in dem Anwesen der Bäckerei Frühwein in der Bachgasse (jetzt das Haus Schrems, vorher Tillmann) ein Großbrand ausbrach, der im Nu 12 Gebäude in Schutt und Asche legte.
In einer öffentlichen Danksagung der Gemeindeverwaltung Münster wird erwähnt, daß sämtliche Nachbargemeinden „mit ihren Spritzen Aushilfe geleistet hätten“. Außerdem habe „die wackere großherzogliche Pionier-Compagnie“, die gerade in Münster „im Quartier lag“, mit „Ausdauer und mit Sachkenntnis überall tätlich eingegriffen“.
Wie schon erwähnt waren bei dem Brand in Münster leider auch zwei Tote zu beklagen: Zwei junge Leute von der Dieburger „Spritzenmannschaft“ (es gab zu dieser Zeit auch in Dieburg noch keine Freiwillige Feuerwehr) wurden von einer herabstürzenden Giebelwand tödlich getroffen. Außerdem gab es auch noch einige Verletzte. Dieser Brand muss schon ein Großfeuer mit erheblichen Sachschaden gewesen sein, denn im „Starkenburger Provinzialanzeiger“ wurde zu Spenden „für die Abgebrannten Münsters“ aufgerufen, wie das damals bei Naturkatastrophen allgemein üblich war.
Eine Feuerwehr im Sinne der heutigen Freiwilligen Feuerwehr Münster gab es in den Dörfern dieser Gegend erst ab der zweiten Jahreshälfte des 19. Jahrhunderts. Vorher hat man sich bei Bränden gegenseitig geholfen, also alle Männer des Ortes versuchten das Feuer zu löschen, so gut es mit ihren einfachen Mitteln möglich war. Später, vermutlich nach Einführung der ersten Handspritzen, gab es sogenannte „Spritzenmannschaften“, das waren von der Gemeinde bezahlte „Löschtrupps“, die mit den vorhandenen Geräten dann schon besser umgehen konnten, weil sie daran ausgebildet wurden und vermutlich auch damit übten.
1832 gab es in Münster zum Beispiel eine Löschtruppe, die sich aus zwei Fuhrleuten und acht „Spritzenmännern“ zusammensetzte. Es gab einen „Spritzenmeister“ mit Namen Emmerich Kreher, welcher an Stelle von Josef Barth ernannt worden war, weil dieser kein öffentliches Amt mehr bekleiden durfte. Er hatte den Bürgermeister beleidigt.
Vor der Einführung der handgetriebenen Feuerspritzen, in einem gewissen Sinne auch noch danach, wenn man es genau nimmt bis zum Bau der Wasserleitungen, war das Löschen eines Brandes so gut wie unmöglich. Es gab ja als Löschgerät nur den ledernen oder leinernen Feuereimer, den jeder Bürger zu Hause haben musste. Später wurden die Eimer dann im Spritzenhaus aufbewahrt. Bei einem Brand bildet man eine Eimerkette und schöpfte das benötigte Löschwasser aus einem Bach, Teich oder Brunnen, wenn ein solcher in der Nähe des Brandherdes vorhanden war. Wenn nicht, dann hatte man eben Pech, denn mit den übrigen damals vorhanden Feuerlöschgeräten, wie Feuerhaken, Feuerleitern oder Feuerpatschen, war einem Großfeuer wie dem am 10. September 1868, nicht beizukommen. Vermutlich beschränkte sich die Brandbekämpfung dann auf die Rettung von gefährdeten Menschen und Tieren und auf den vorbeugenden Schutz von Gebäuden. Die Anschaffung der Feuereimer oblag zeitweise der Gemeinde, zeitweise auch den Bürgern selber. 1765 wurden sie zum Beispiel von der Gemeinde angeschafft, während ab dem Jahre 1804 die neuen Bürger ihre Feuereimer selber bezahlen beziehungsweise mitbringen mussten, wenn sie von außerhalb nach Münster kamen. Später, fast bis in unsere Zeit konnte man sich durch die Zahlung von 4 Mark von der Stellung des Feuereimers freikaufen. Aus dem Feuereimer war eine Gemeindesteuer geworden, nach deren Zahlung man erst Gemeindebürger war.
Wenn man weiß, dass die meisten Häuser der Dörfer früher Holzhäuser und Fachwerkhäuser waren, dann kann man sich leicht vorstellen, dass ein Brand mit den vorhandenen Mitteln kaum bekämpft werden konnte, dass es immer wieder zu verheerenden Stadt- und Dorfbränden kam, denen nicht selten ganze Viertel, ja manchmal sogar ganze Städte und Dörfer zum Opfer fielen.
Die Behörde, das Amt Dreieich, legte deshalb viel Wert auf den vorbeugenden Brandschutz und erließ eine Feuerordnung, deren Einhaltung streng kontrolliert wurde. Im Sommer mußte zum Beispiel vor jedem Haus ein Gefäß mit Wasser stehen, und Brennholz durfte nicht an feuergefährdeten Stellen gelagert werden.
Die alten Mähren konnten die Spritze kaum ziehen
Als um die Wende des 19. zum 20. Jahrhunderts die mechanischen Feuerspritzen aufkamen, haben sie die Möglichkeiten der Brandbekämpfung zwar schon wesentlich verbessert, aber erst die Dampf- und Motorspritzen und die Wasserleitung führten einen grundlegenden Wandel im Feuerlöschwesen herbei.
Münster bekam schon recht früh eine mechanische Feuerspritze . Sie wurde 1809 für 593 Gulden in Offenbach gekauft. Nach dem großen Brand vom Juni 1869 wurde der Firma Hartmann in Groß Bieberau eine neue „zweirädrige Druckfeuerspritze“ gekauft. Die Spritze mußte von vier oder sechs Mann bedient werden und lieferte in der Minute zirka 160 Liter Wasser, das eine Höhe von maximal 25 Meter erreichte. Dass es auch jetzt mit der Brandbekämpfung noch im argen lag, zeigte ein Artikel im „Starkenburger Provialanzeiger“, der am 1. Dezember 1869, also nach den beiden großen Bränden in Münster und in Dieburg, abgedruckt wurde. Damals war zu lesen: Die Löscheinrichtungen seien ganz und gar ungenügend, wenn nicht sogar zwecklos. Es habe viel zu lange gedauert, bis die Sturmglocken geläutet hätten. Dann habe es wieder eine halbe Stunde gedauert, bis die Spritze „aus dem Spritzenhaus heraus“ gewesen sei. Es seien zu wenig Leute dagewesen. „Da die Räderachsen lange nicht geschmiert wordn wären, hätten die beiden alten Mähren die Spritze kaum ziehen können“. Und zuguterletzt sei die Spritze an der Brandstätte gar nicht zu gebrauchen gewesen, weil das Wasser „wieder durchgeronnen sei“.
Der Artikelschreiber meinte zu letzt: Nur eine „richtige Löschanstalt, eine Freiwillige Feuerwehr“, könne Abhilfe schaffen. Dass dies jedoch nicht so einfach war, wie es sich der Verfasser dieses Zeitungsartikels vorstellte, zeigt die Gründungsphase der Freiwilligen Feuerwehr Münster.
Der erste Hauptmann hieß Georg Giegerich
Nachdem sich im Jahre 1869 in Dieburg eine Feuerwehr gegründet hatte, folgte drei Jahre darauf auch Münster: Am 6. Januar 1872, also noch während der Amtszeit von Bürgermeister Aloys Walter, wurde von Bürgermeister Walter, Jean Grimm und Jean Kindhäuser eine Feuerwehr ins Leben gerufen. Die beiden letzteren wurden später auch zu Feuerwehrhauptmännern gewählt. Erster Hauptmann war jedoch der Spenglermeister Georg Giegerich, der dieses Amt allerdings nicht lange behielt, denn im folgenden Jahr gab es in der Feuerwehr einen heftigen Streit, der zum Austritt eines großen Teils der Mitglieder führte.
Die Geräte mußten zurück an die Gemeinde
Es sieht fast so aus, als wenn die neue Freiwillige Feuerwehr Münster eine Zeit lang nicht mehr existiert hätte, denn in einem vom Gemeinderat einstimmig verfassten Brief wurde ihr die Existenz abgesprochen: „Da die wenigen noch verbliebenen Mitglieder fast das ganze Jahr nicht zu Hause seien und weil der interne Streit den Namen der Gemeinde in Misskredit bringe“.
„Außerdem sei keine Garantie geboten, dass die noch vorhandenen Mitglieder sich bei einem ausbrechenden Brand auch zur Brandlöschung hergeben würden“. Die Gemeinde teilte der Wehr in dem Brief noch mit, sie erwarte die Rückgabe der „Löschgerätschaften“, da die Feuerwehr nur noch dem Namen bestehe. Dieser Streit dauert drei Jahre, bis im Jahre 1876 ein neuer Vorstand gewählt wurde, den die Gemeinde bestätigte.
Wie bekannt und sicher auch angesehen der Feuerwehrgründer, Heilgehilfe, Versicherungsagent und Kaufmann Jean Grimm war, lässt sich an dieser Zusammenstellung von Zeitungssauschnitten dieser Zeit sehen (Artikel links).